Handys in der Schule - Digitalisierung der Schulen hat längst begonnen
Zumindest auf dem Schulhof der Josef-Annegarn-Schule haben Handys während der Schulzeit nichts zu suchen. Ihre Nutzung ist verboten.
 Zumindest auf dem Schulhof der Josef-Annegarn-Schule haben Handys während der Schulzeit nichts zu suchen. Ihre Nutzung ist verboten. Foto: Sebastian Rohling
Mal eben ein Foto machen. Schnell noch einen Filter drüber und ab in die Cloud oder posten in einem der zahllosen sozialen Netzwerke. So schnell kann’s gehen. Doch genau so schnell bewegt sich jemand im strafbaren Raum. Das Stichwort hier: Datenschutzgrundverordnung, kurz DSGVO, sowie das Recht am eigenen Bild.

Besonders sensibel sind Fotos von Kindern und Jugendlichen. Damit kommt der Nutzung von Smartphones gerade auf dem Schulgelände eine besondere Aufmerksamkeit zu. Oder eben genau nicht, wie Andreas Behnen, Schulleiter der Josef-Annegarn-Schule verrät. „Bei uns gibt es eine ganz klare Regel. Seit 2010 haben wir ein Handyverbot auf dem Schulgelände.“ Beschlossen wurde das damals im Rahmen der Schulkonferenz. Also auch mit Stimmen aus der Schülerschaft. „Die Pause ist dafür da, um zu reden, rumzualbern und sich auszutoben – eben eine Pause von der Unterrichtszeit nehmen.“

Die Regel wird an der Schule konsequent umgesetzt, sehr zur Freude aller Beteiligter. Denn der Schulleiter ist sich sicher, dass keine Handys auch weniger Stress bedeuten. „Eltern und Lehrerschaft sehen in dem Verbot vor allem den Schutz der Schüler.“ Damit hat sich das Thema Smartphone aber längst nicht für die Schule erledigt. „Da schreiben sich die Jugendlichen dann nachmittags oder sogar nachts irgendwelche beleidigenden Sachen über die sozialen Netzwerke, und wenn sie dann morgens in der Schule aufeinandertreffen, kracht es“, nennt Behnen nur ein Beispiel. „Deswegen ist es wichtig, dass wir den Umgang mit Medien auch immer wieder in den Unterricht zurückholen, um zum einen solchen Konflikten vorzubeugen und den Schülern gleichzeitig so viel Medienkompetenz und auch Etikette wie möglich beizubringen. Gar nicht so einfach. Ist dieses Medium für uns ja genauso neu wie für sie.“

Für den Schulleiter ist die zunehmende Digitalisierung aber nicht nur kritisch zu sehen. Auch gäbe es seitens der Handynutzung auf dem Schulgelände immer wieder Ausnahmen. Und zwar im Unterricht. „Handys sind ja für unsere Schüler ein fester Bestandteil ihrer Lebenswirklichkeit geworden – ob wir das nun gut finden oder nicht. Aber genau deswegen sollten wir mit ihnen den zielgerichteten Umgang üben. Da profitieren am Ende dann auch wir Lehrer von“, so der Schulleiter. So könnten Übersetzungsapps wie „Leo“ genauso genutzt und „erlernt“ werden wie zum Beispiel Videoportale. „Es ist eine Sache, die Rede von Martin Luther King zu lesen. Aber mal eben einen Mitschnitt sich anzuhören und anzusehen, gibt den Schülern noch einmal einen ganz anderen Zugang zu diesem Thema.“ Es gäbe mittlerweile sogar schon digitale Schulbücher, die genau mit solchen Extras ausgestattet sind und die Wissensvermittlung um diese schnelle multimediale Ebene ergänzen. „Klar, es gibt auch noch den Fernseher. Aber der muss nicht nur ,frei‘ sein, sondern auch hergeholt und aufgebaut werden. Das Handy liegt in der Regel die ganze Zeit in der Schultasche.“

Eine regelmäßige Einbindung von Smartphones in den Unterricht sieht der Schulleiter aber noch nicht. Zu unterschiedlich wären die Handys der Schüler, und damit die jeweilige Rechenleistung, die es für Apps und Programme benötigt. „Eine Lösung sehe ich da derzeit nicht. Allerdings wäre es fatal, diese neue Lebenswirklichkeit der Schüler nicht in den Unterricht zu integrieren. Ich glaube, was das angeht, stehen wir erst noch ganz am Anfang.“

Quelle:

WN (vSonntag, 27.01.2019, 22:00 Uhr)